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1. Geschichte des Mittelalters - S. 70

1888 - Wiesbaden : Kunze
70 Erste Periode des Mittelalters. (480—543) Einheit und Ordnung. Er stiftete 529 das Kloster Monte Casino und führte eine feste Regel ein, die sich auf Klerdung, Lebensweise und die geistlichen Übungen der Mönche bezog. Jeder Eintretende wurde zum lebenslänglichen Verweilen im Kloster verpflichtet und mußte die drei Gelübde der persönlichen Armut, der Ehelosigkeit und des Gehorsams gegen seine Oberen ablegen. Außer Fasten und Beten gehörten Handarbeit, besonders Bodenkultur, Jugendunterricht, Bücherabschreiben und Pflege der Wissenschaft zu ihren Beschäftigungen. Diese Regel fand allmählich allgemeine Einführung. Benedikt wurde dadurch Gründer des Benediktinerordens, der sich in allen Ländern verbreitete und Jahrhunderte hindurch auf das Leben der Völker großen Einfluß ausübte. Zu den berühmtesten Klöstern des Mittelalters gehören St. Gallen, Fulda, Reichenau und Corvey. §• 14. Der $fur<5 kler älereminger. Ale «ft(tri Martell (§. 8) die Verwaltung des fränkischen Reiches übernommen hatte, war der Statthalter des arabischen Kalifen, Ab-derrhaman, mit 400000 Mann über die Pyrenäen in das südliche Gallien vorgedrungen, wo der Herzog Eudo von Aquitanien sich gegen das Frankenreich erhoben hatte, um sich von demselben unabhängig zu machen. Abderrhaman eroberte alle Städte an der Garonne und schlug den Herzog von Aquitanien so entscheidend, daß derselbe sich nur mit Mühe zu Karl retten konnte. Dieser, von der nahen Gefahr bereits unterrichtet, bot den gesamten fränkischen Heerbann auf und erwartete zwischen Tours und Portiers die Sarazenen (732). Hier entspann sich ein sechstägiger gewaltiger Kamps, in welchem sich zuletzt das Kriegsglück auf die Seite der Franken wandte. Mit dem Falle Abderrhamans war die Niederlage der Araber entschieden, und die Reste des arabischen Heeres kehrten nach Spanien zurück. Karl erhielt von jenem glorreichen Siege, welcher das abendländische Christentum vor dem Islam rettete, den ehrenvollen Beinamen Martell d. h. Hammer, weil er mit fernen Franken, Thüringern, Alemannen und Bayern wie ein alles zermalmender Hammer das Heer der Mauren zertrümmert hatte. In einem zweiten Kampfe gegen die Araber siegte er bei Rar-bonne 737, eroberte Avignon und unterwarf das Rhonegebiet wieder, das die Araber mit Hilfe aufständischer Burgunder längere Zeit besetzt hatten. Diese Siege erhoben Karl zum Helden des Abendlandes:

2. Geschichte des Mittelalters - S. 74

1888 - Wiesbaden : Kunze
74 Erste Periode des Mittelalters. Auf dem ersten Zuge schritt Karl 772 bei Mainz über den Rhein, drang in die Wesergegenden vor und eroberte die sächsische Feste Eresburg (bei Stadtbergen) an der Diemel. Er zerstörte darnach die den Sachsen heilige Jrminsäule, einen Baum, in welchem der heidnische Volksglaube den Träger des Weltalls verehrte, und glaubte damit den Sturz des sächsischen Heidentums entschieden zu haben. Nachdem er die Sachsen zum Frieden gezwungen und sich zur Sicherung des Gehorsams 12 Geiseln hatte stellen lassen, kehrte er zum Rhein zurück, um einen Zug nach Italien zu unternehmen. Die Langobarden hatten unter ihrem König Desiderius dem Papste Hadrian I. mehrere Städte entrissen, weil derselbe sich Karlmanns Söhnen anzunehmen weigerte. Karlmann und Karl waren nämlich beide mit Töchtern des Desiderius vermählt gewesen. Karl hatte sich aber schon nach einem Jahre von seiner Gemahlin geschieden (§. 16, 5). Daher nahm jetzt Desiderius Partei gegen Karl und für Karlmanns Kinder. Er forderte den Papst auf, Karlmanns Söhne zu Königen zu salben, um dadurch sowohl Zwietracht im Frankenreich wie zwischen Karl und dem Papst zu stiften. Hadrian aber weigerte sich; deshalb fiel Desiderius in das päpstliche Gebiet ein und bedrohte Rom. Aber der Papst fand Hilfe bei Karl. Im Jahre 773 überstieg Karl die Alpen, drang in das lombardische Gebiet vor, belagerte den König in seiner Hauptstadt Pavia und zwang ihn nach sieben Monaten zur Übergabe. Der gefangene Desiderius wurde in ein Kloster gebracht, das Langobardenreich 774 mit dem Frankenreiche vereinigt, und Karl schmückte sich mit der eisernen Krone*) der Langobarden. Des Desiderius Sohn Adelgis, dem die Sage eine außergewöhnliche Körperkraft beilegt, konnte sich durch die Flucht retten; die Aufstandsversuche, die er zur Erlangung der Langobardenherrschaft später machte, scheiterten aber an Karls Macht und Wachsamkeit. Von Pavia begab sich Karl nach Rom, wo ihn der Papst und die gesamte Geistlichkeit feierlich als Retter der Stadt begrüßten. Karl bestätigte die Schenkung Pippins und nannte sich jetzt König der Franken und Langobarden. Inzwischen hatten sich die Sachsen unter ihrem Führer Widu-kind wieder erhoben und die fränkische Besatzung vertrieben. Karl machte darum 775 einen zweiten und 776 einen dritten Zug *) Die eiserne Krone ist ein einfacher, mit Edelsteinen reich besetzter, goldener Reif, in dem sich ein eiserner Ring befindet, der aus einem Nagel vom Kreuze Christi geschmiedet sein soll.

3. Geschichte des Mittelalters - S. 76

1888 - Wiesbaden : Kunze
76 Erste Periode des Mittelalters. allein sie unterlagen endlich nach zwei Schlachten bei Detmold und an der Hase 783. Jetzt beugte sich auch Widukind der Macht Karls. Er erschien 785 zu Attigny in der Champagne an Karls Hoflager und ließ sich taufen. Doch blieb die Ruhe im Sachsenlande noch lange gefährdet. Erst als Karl 10 000 sächsische Familien nach dem Rhein übergesiedelt hatte, war der Friede gesichert. Mit den Sachsen waren auch die bisher noch unabhängigen Friesen unterworfen und zum Christentum bekehrt worden. Beide Völkerschaften behielten ihre Gesetze, waren von Tribut befreit und hatten nur den ihnen allerdings höchst verhaßten Zehnten an die Geistlichkeit zu entrichten. Um das Christentum in ihrem Lande zu sichern, wurden acht Bischofssitze (Paderborn, Münster, Minden, Osnabrück, Bremen, Verden, Hildesheim, Halberstadt), viele Klöster und Schulen errichtet. Auch mit widerspenstigen Großen geriet Karl in Kampf. Das einzige Herzogtum, das er noch hatte bestehen lassen, war Bayern, wo Herzog Thassilo eine fast unabhängige Herrschaft führte. Thas-silo war mit einer Tochter des Desiderius vermählt und ließ sich von dieser und seinem Schwager Adelgis aufreizen, sich von Karl unabhängig zu machen und Adelgis zum Besitze des Langobardenreiches zu verhelfen. Er wurde aber von Karl wieder zur Unterwerfung gezwungen. Als sich Thassilo jetzt mit den Avaren in Ungarn verband und abermals den Gehorsam brach, wurde er von einer fränkischen Reichsversammlung wegen Hochverrats zum Tode verurteilt. Karl begnadigte ihn zwar, setzte ihn aber mit seiner Familie 788 gefangen in das Kloster St. Goar. Die Herzogswürdh in Bayern wurde aufgehoben und die Verwaltung des Landes einem Grafen übertragen. Jetzt wandte sich Karl gegen den Hauptfeind seines Reiches int Südosten, die Avaren. Diese waren ein den Hunnen verwandtes Volk, welches das von den Langobarden verlassene Ungarn besetzt hatte und räuberische Einfälle in die südöstlichen Grenzländer Karls unternahm. Die Avaren hatten in ihrem Lande große ringförmige Plätze durch Wälle und Gräben gesichert, in welche sie sich mit den auf ihren Raubzügen erbeuteten Schätzen zurückzogen. Karl mußte sieben Züge (791—796) gegen sie unternehmen. Endlich gelang es seinem Sohne Pippin, den Hauptring zwischen Donau und Theiß (796) zu erstürmen und die Macht der Avaren zu brechen. Unermeßliche Schätze fielen den Siegern in die Hände. Karl nahm das Land zwischen Enns und Raab als Ostmark in Besitz und legte damit den Grundstein zu Östreich. Er ließ es durch fränkische An-

4. Geschichte des Mittelalters - S. 79

1888 - Wiesbaden : Kunze
§. 15. Karl der Große. 79 Markgrafen übergeben, dem die Verteidigung der Grenzen gegen äußere Feinde oblag, weshalb er auch größere Rechte und mehr Macht besaß. Über die befestigten Plätze oder Burgen waren Burggrafen, über die kaiserlichen Pfalzen oder Paläste Psalzgrafen eingesetzt. Alljährlich zogen in Karls Auftrag zwei Sendgrafen, je ein geistlicher und ein weltlicher in jedem Sprengel, durch die einzelnen Landschaften des Reiches, welche die Beamten beaufsichtigten, Beschwerden entgegennahmen, die Rechte des Königs wahrnahmen und die Teile des Reiches in fester Verbindung mit ihm hielten. Auf den großen Reichsversammlungen im Mai und den kleineren im Herbste hatten sie Bericht über ihre Sendung abzustatten. Die Reichsversammlung bestand aus allen weltlichen und geistlichen Großen, den hohen Hofbeamten, den Bischöfen, Äbten, Grafen und dem königlichen Dienstgefolge. Sie versammelte sich meist in Verbindung mit der großen Herrschau des Maifeldes, um über Gesetze zu beraten. Außer dieser Versammlung bediente sich Karl bei der Gesetzgebung noch des Staatsrates, der nur aus den hohen Hofbeamten und den Großen des Reiches zusammengesetzt war. Die Beschlüsse dieser Versammlungen unterlagen der Genehmigung des Kaisers. Wurde diese erteilt, so waren sie zu Gesetzen erhoben und erhielten infolge ihrer Einteilung in Kapitel den Namen Kapitularien. Sie bildeten das erste Gesetzbuch der Deutschen. Daneben wurden die alten Rechtsgebräuche der Sachsen, Friesen und Langobarden ausgezeichnet und in Kraft belassen. Alle Fäden der Verwaltung und Gesetzgebung liefen in Karls Händen zusammen: er war der höchste Richter, er verfügte über alle Streitkräfte des Reiches, er entschied über Krieg und Frieden. Seine Befehle untersiegelte er mit seinem Degenknopf, auf welchem sein Namenszug eingegraben war. Bei der Ausfertigung eines Befehles an einen starrsinnigen Vasallen pflegte er wohl zu sagen: „Hier ist mein Befehl und hier das Schwert, das Gehorsam schaffen wird." Die bewaffnete Macht Karls bestand aus dem Heerbann und Dem Gefolge. Den Heerbann bildeten alle Freien, welche mindestens vier Hufen Landes besaßen, dann die von mehreren minder Begüterten gemeinschaftlich Ausgerüsteten und die Hintersassen der Freien. Die Geistlichkeit war vorn Kriegsdienst befreit. Das Gefolge bestand aus den Vasallen und ihren Dienstleuten und machte den eigentlichen Kriegerstand aus. Die häufigen Kriege verminderten die 3^hl der Freien, welche, des Kriegsdienstes müde, ihr Eigentum verkauften, um desselben überhoben zu werden, oder es an ange-

5. Geschichte des Mittelalters - S. 96

1888 - Wiesbaden : Kunze
96 Zweite Periode des Mittelalters. die sich in den Niederlanden festgesetzt hatten, in ihrem festen Lager bei Löwen 891 an und bereitete ihnen eine so vollständige Niederlage, daß ihre Einsälle in das Reich in der Folge unterblieben. Ebenso besiegte er den mährischen Herzog Zwentibold (Swatopluy, der Böhmen an sich gerissen hatte, mehrere Male. Dazu hatte er sich der Hilfe der U n g a r n oder Magyaren, eines finnischen Nomadenstammes , bedient, der sich zwischen Donau und Karpaten niederließ und bald ein neuer gefährlicher Feind für das deutsche Reich wurde. Arnulf eilte auch zweimal nach Italien, wo er sich zum Oberherrn des Landes machte. Auf dem zweiten Zuge (895) empfing er in Rom die Kaiserkrone. Krank aus Italien zurückgekehrt, starb er 899. Ihm folgte sein sechsjähriger Sohn Ludwig das Kind 899—911, für den der Erzbischof Hatto von Mainz die vormundschastliche Regierung führte und mit strenger Hand die Ordnung im Reiche zu wahren suchte. Denn es war eine schlimme Zeit, und man wandte mit Recht aus Deutschlands Lage den Spruch des weisen Salomo an: „Wehe dem Lande, des König ein Kind ist." Die alten Reichsfeinde, die Dänen und Slawen, beunruhigten die Grenzländer, die Ungarn brachen nach Art der Hunnen von Osten her ein, suchten Bayern und Schwaben wiederholt grausam heim und zogen verheerend bis Thüringen und Sachsen. Im Innern herrschte Zügellosigkeit und blutige Fehde unter den Großen. Diese rissen die Krongüter an sich und übten unumschränkte Gewalt. Die von Karl dem Großen abgeschaffte Herzogswürde tauchte wieder auf, und es bildeten sich die Herzogtümer Sachsen, Franken, Lothringen, Schwaben und Bayern. Mit dem Tode Ludwigs Ii. erlosch 911 das Karolingerhaus in Deutschland. §. 19. lonmtf I. uon Imnreii 911 — 918. Die färsistfrfieii Kaiser 919—1024. 1. Konrad I. von Franken 911—918. Nach dem Tode des letzten deutschen Karolingers traten die Herzöge von Sachsen und Franken mit andern Großen des Reiches zu Forchheim an der Rednitz zusammen, um dem Reiche ein neues Oberhaupt zu geben, das die Macht besitze, dasselbe gegen innere und äußere Feinde zu schützen. Seitdem blieb Deutschland ein Wahlreich bis zu seiner Auflösung 1806, und erst im Jahre 1871 wurde die Kaiserkrone wieder erblich. Der mächtige Herzog Otto der Erlauchte von Sachsen lehnte die ihm angetragene

6. Geschichte des Mittelalters - S. 99

1888 - Wiesbaden : Kunze
§. 19, 2. Heinrich I. 99 924 brachen sie aufs neue gewaltsam und grausam in das deutsche Reich ein. Heinrich gelang es, einen ihrer Hauptanführer gefangen zu nehmen; er erzwang sich dadurch einen neunjährigen W a f f e n st i l l -stand, verpflichtete sich aber zu einem jährlichen Ehrengeschenk. Diese Zusage wurde gehalten, die Zeit der Waffenruhe aber dazu benutzt, feste Plätze zu schaffen und kriegstüchtige Streiter zu bilden; denn nur am Rhein und an der Donau, wo vor Zeiten die Römer geherrscht hatten, gab es eigentliche, durch Wall und Graben befestigte Städte. Jetzt erst wurden in Sachsen und Thüringen Burgen errichtet, aus welchen später Städte entstanden, wie Merseburg, Meißen, Quedlinburg, Goslar rc. Die Burgen wurden so geräumig angelegt, daß bei feindlichen Überfällen das anwohnende Landvolk aufgenommen werden konnte. Jedesmal der neunte Mann von der durch verliehene Ländereien kriegspflichtig gemachten Bevölkerung sollte in die Stadt ziehen, daselbst wohnen und sich von den auf dem Lande Zurückgebliebenen ein Drittel der Ernte zur Aufspeicherung abliefern lassen, damit es in Zeiten der Not nicht an Mundvorrat mangele. So wurde Heinrich zum „Städteerbauer". Außer dem Heerbanne, der nur zu Fuße kämpfte, bedurfte es den berittenen Ungarn gegenüber einer tüchtigen Reiterei. Eine solche einzurichten war Heinrichs zweite Sorge. Nach diesen Vorkehrungen führte er mehrere Kriege gegen slawische Völkerschaften. Er überschritt die Elbe, besiegte die Haveller 927 an der Havel, nahm ihre Hauptstadt Brannibor ein und machte ihren Fürsten tributpflichtig. Gegen neue Einfälle errichtete er die Markgrafschaften Nordsachsen (später Altmark genannt) und Meißen, in die er Markgrafen als Richter, Heerführer und Grenzwächter einsetzte. Ebenso zwang er die Böhmen zur Tributzahlung. Als der Ablauf des Waffenstillstandes mit den Ungarn nahte, erschien eine ungarische Gesandtschaft, um das jährliche Ehrengeschenk zu fordern. Heinrich -entließ sie mit harten Worten, und die Gesandten entfernten sich mit furchtbaren Drohungen. Schon im folgenden Jahre (933) zogen die Ungarn in zwei Heerhaufen heran. Die Deutschen waren aber jetzt auf den Reiterkampf eingeübt, und die Ungarn konnten sich ihnen nicht mehr durch schnelle Flucht auf ihren leichten Rossen entziehen. Der eine Heerhaufe wurde von den Sachsen und Thüringern teils ausgerieben, teils zersprengt, der andere, der daraufhin die Belagerung von Merseburg aufgab, wurde von Heinrich 933 „auf dem Ried" bei Merseburg (vielleicht Rietheburg an der Unstrut) so vollständig geschlagen, daß Deutschland nun 22 Jahre von den Einfällen der

7. Geschichte des Mittelalters - S. 42

1888 - Wiesbaden : Kunze
42 Erste Periode des Mittelalters. Chlodwig strebte danach, die Grenzen des väterlichen Reiches zu vergrößern und wandte sich zunächst gegen den römischen Statthalter Sya-grius von Gallien, welcher sich nach dem Untergange des weströmischen Reiches in einem Teile seiner Provinz zwischen Loire und Somme noch behauptet hatte. Chlodwig ließ den Statthalter in germanischer Weise auffordern, Ort und Zeit zum Entscheidungskampf zu bestimmen. Dies geschah, und Syagrius wurde in der Schlacht bei Soifsons 481 gänzlich besiegt. Er floh zu dem Westgotenkönig Alarichil; allein dieser lieferte den Flüchtling treulos an Chlodwig aus. Chlodwig ließ den Statthalter hinrichten und machte dem Rest der römischen Herrschaft in Gallien ein Ende, indem er das Land in Besitz nahm. Die Loire trennte jetzt sein Reich von den Westgoten, die Cote d’or von den Burgundern, die Mosel von den Alemannen. Zuerst wurde Soissons, bald aber Paris die Hauptstadt des Frankenreiches. Zur Zeit Chlodwigs war das Burgundenreich an der Rhone und Saone unter vier Brüder verteilt. Einer derselben, Gundo-bald, räumte seinen Bruder Chilperich nebst der Gemahlin und den Söhnen desselben durch Mord hinweg, tötete einen andern Bruder im Kampfe und eignete sich deren Land zu. Jetzt bewarb sich Chlodwig, der aufs neue nach Landerwerb trachtete, um Chilperichs Tochter, Chlotilde (§. 16, 4). Gundobald, der sie gefangen hielt, wagte es nicht, ihm dieselbe zu versagen, und gab sie ihm zur Gemahlin. Dadurch gingen die Ansprüche an das Erbe ihres Vaters samt der nach germanischer Sitte bestehenden Pflicht der Blutrache auf Chlodwig über. Schon bei ihrer Brautfahrt ins Frankenland ließ Chlotilde, obgleich sie Christin war, burgundische Höfe an der Grenze ihres Oheims anzünden und dankte Gott für diesen Rachetag. Als Gemahlin Chlodwigs ließ sie nicht ab, diesen zum Rachezug gegen Burgund zu bewegen; aber Chlodwig verschob denselben noch. Ihre Bemühungen, ihn zum Christentum zu bekehren, hatten anfänglich nur den Erfolg, daß seine Söhne getauft wurden; erst im Kampf mit den Alemannen sagte er sich vom Heidentum los. Die Alemannen wohnten auf beiden Seiten des Oberrheins, südlich bis zur Schweiz, östlich bis zum Lech und nördlich bis zur Lahn. Sie waren mit ihren westlichen Nachbarn, den ripuarifchen Franken, in Streit geraten und bedrängten den König Siegbert, der in Köln wohnte. Siegbert rief feinen Vetter Chlodwig zu Hilfe. Chlodwig zog gegen die Alemannen, und es kam bei Zülpich (oder Toul ist unbestimmt) 496 zur Schlacht. Schwer war

8. Geschichte des Mittelalters - S. 66

1888 - Wiesbaden : Kunze
66 Erste Periode des Mittelalters. Gerührt durch ihr Schicksal, rief er aus: „Sie sollen Engel (angeli), Genossen in den himmlischen Reichen sein, denn ein engelisches Ansehen tragen sie." Auf seine Veranlassung zog der Benediktiner Augustinus mit 40 Mönchen nach England, wo ihn König Ethel-bert von Kent aufnahm. Die Angelsachsen wurden nun innerhalb 80 Jahren zum Christentum bekehrt; es wurde das Bistum Canter-bury gegründet und der Papst als Oberhirt anerkannt. Kirchen, Schulen und Klöster entstanden, und ein reges christliches Leben entfaltete sich. Von den britischen Inseln wanderten glaubensstarke Männer nach Deutschland, um in gefahrvoller Missionslhätigkeit auch dort das Heidentum zu verdrängen. Von Irland zog Kolumban (t 615), von den Franken begünstigt, mit 12 Gehilfen 595 zu den Alemannen nach Austrasien und wirkte in den Vogesen. Von dort vertrieben, begab er sich an den Bodensee, wo er Bregenz gründete, und starb jenseit der Alpen unter den Langobarden. Sein zurückgebliebener Schüler Gallus (f 646) stiftete in der Wildnis südlich des Bodensees das nach ihm benannte, später so berühmte Kloster St. Gallen, von dem aus das Bekehrungswerk fortgesetzt wurde. Der Schotte Kilian drang den Main hinauf zu den Ostfranken und Thüringern, gründete Würz bürg und fand daselbst den Märtyrertod. Der erwachte Missionseifer weckte auch unter den Franken Nachahmung: der Franke Fridolin lehrte am Oberrhein und wurde Gründer des Klosters Säckingen; unter seinem Stammesgenossen Pirminius (t 754) entstand das Kloster Reichenau auf einer Bodenseeinsel, ein dritter, Emmeran, wirkte im 7. Jahrhundert in Bayern. Die Angelsachsen wandten auch den sprach-verwandten Friesen ihre Missionsthätigkeit zu und wurden darin von den Franken unterstützt, welche die Unterwerfung dieser unruhigen Grenznachbarn erstrebten. Die Friesen wehrten sich aus Furcht vor der Frankenherrschaft lange gegen die neue Lehre, erst der Angelsachse Willibrord (f 730) hatte Erfolg unter ihnen. Er wurde vom Papst zum Bischof ernannt, und nachdem Karl Martell die Friesen besiegt hatte, nahm Willibrord in dem von ihm gestifteten Utrecht seinen Sitz, von wo er sich auch noch zu den Thüringern und Bayern begab. Bonifacius. Die erfolgreichste Thätigkeit unter den Deutschen entfaltete der angelsächsische Mönch Winfried, genannt Bonifacius, der „Apostel der Deutschen". Dieser bereitete dem Christentum in Mitteldeutschland eine bleibende Stätte und gab der christlichen Kirche in Deutschland eine feste Ordnung, brachte sie aber

9. Geschichte des Mittelalters - S. 72

1888 - Wiesbaden : Kunze
72 Erste Periode des Mittelalters. Kirchenstaate, welchen er stets zu schirmen gelobte. Nachdem er die großen 9tochsversammlungen vom 1. März auf den 1. Mai verlegt hatte, starb er 768 zu St. Denis und hinterließ seinen beiden Söhnen Karlmann und Karl das Reich. §• 15. äacf ([ec dkojje. . , ^äri der ^roße 768—814 ist die bedeutendste Herrschergestalt des Mittelalters. Gleich groß als Kriegsheld wie als Staatsmann und Bolksbüdner, wurde er der Schöpfer eines mächtigen Reiches, m welchem die meisten germanischen Völker aus christlichem Boden einheitlich verbunden wurden und die Macht des untergegangenen Romerreiches sich erneuerte. Er wurde 742 wahrscheinlich zu Aachen geboren und von seiner Mutter Bertha (§. 16, 5) in Ernst und Tugend, von seinem Vater im Gebrauch der Waffen und in den Geschäften der Regierung geübt. Von seiner Jugend ist wenig bekannt; seine körperlichen Kräfte entwickelten sich trefflich, und seine natürlichen geistigen Fähigkeiten gediehen ohne wissenschaftliche Ausbildung. Er regierte von 768—771 gemeinschaftlich mit seinem Bruder Karlmann das Reich, dieser den südwestlichen, er den nordöstlichen Teil. Als Karlmann 771 starb, wurden seine Söhne als nicht wehrhaft von der Regierung ausgeschlossen, und Karl wurde Alleinherrscher in dem Frankenreiche. Seine Regierung ist ein fortwährender Kampf mit inneren und äußeren Feinden; aber sein starker Artn, sein großer ©eist, seine Ausdauer und Zähigkeit führten ihn in allen Unternehmungen zum Siege. Karls Kriegsthaten. Unter feinen zahlreichen Kriegen sind die mit den Sachsen, Langobarden und Arabern die wichtigsten. Die Sachsen wohnten an der Weser, Elbe und Eider und schieden sich in mehrere Stämme: West- und Ostsalen, Engern und ■Korbst l bin gier. Schon feit Jahrhunderten lebten sie mit den Franken in Zwietracht und widersetzten sich ebenso hartnäckig der Anerkennung der Frankenherrschaft wie der Annahme des Christentums. Aus dem Maifelde zu Worms 772 wurde der Krieg gegen sie beschlossen. Aber in ihrer Religion und Freiheit angegriffen, wehrten sie sich über 30 Jahre aufs hartnäckigste, durch die Natur ihres Landes, durch Wälder, Sümpfe und öde Strecken vor einem geordneten Heere wohl geschützt. An ihrer Spitze stand der tapfere Herzog Widukind, welcher die heidnischen Völker gegen die Franken führte, nach jedem großen Siege Karls verschwand, aber nach feinem Abzüge immer wieder neue Erhebungen zustande brachte.

10. Geschichte des Mittelalters - S. 75

1888 - Wiesbaden : Kunze
§. 15. Karl der Große. 75 in ihr Land. Viele Gaue unterwarfen sich, und Karl hielt 777 den ersten Reichstag zu Paderborn im Sachsenlande ab, um die Sachsen an die fränkischen Einrichtungen und den Heerbann zu gewöhnen. Eine große Anzahl Edler ließ sich taufen und erkannte die fränkische Oberherrschaft an. Widukind aber war nicht unter ihnen; er hatte bei den Danen Zuflucht gefunden. In Paderborn erschien unerwartet eine Gesandtschaft des arabischen Statthalters Soliman von Saragossa, welcher von dem Kalifen Abderrhaman vertrieben war und um Karls Hilfe nachsuchte. Um die Macht der Araber in Spanien zurückzudrängen und dem Christentum daselbst wieder Geltung zu verschaffen, sagte Karl seinen Beistand zu. Er zog 778 über die Pyrenäen, schlug die Mauren, eroberte Pampelona und Saragossa und ließ sich von dem Statthalter, welchen er wieder einsetzte, den Lehnseid schwören. Das eroberte Land aber zwischen den Pyrenäen und dem Ebro, welches später den Namen spanische Mark erhielt, wurde nach wiederholten Kämpfen mit dem Frankenreiche vereinigt. Ein neuer Aufstand der Sachsen nötigte Karl zum Rückzug. Er hatte die Pyrenäen bereits überstiegen, als die Basken im Thale von Ronces-valles seine Nachhut überfielen. Manch tapferer Held Karls erlag im ungleichen Kampfe, darunter auch der von Sage und Lied gefeierte Held Roland, der Markgraf des bretonischen Grenzbezirks. Während Karl in Spanien weilte, brach infolge des Gerüchts, daß er eine Niederlage erlitten habe, abermals ein Aufstand im Sachsenlande aus. Die Sachsen drangen bis zum Rhein vor, töteten die christlichen Priester, zerstörten die Ansiedelungen derselben und feierten von neuem ihre heidnischen Feste. Karl eilte zum vierten Zuge herbei und machte sich das Land 779 wieder Unterthan. Nun beschloß er die Unterwerfung der östlich der Saale wohnenden slawischen Sorben und bot deshalb die Sachsen zur Heeresfolge auf. Als aber das Frankenheer unter zwei Feldherrn heranzog , brachen die Sachsen die gelobte Treue nochmals und vernichteten 782 unter Widukinds Führung am Berge Süntel an der Weser Karls Heer samt seinen Führern. Da hatte Karls Langmut ein Ende. Er erschien mit einem neuen Heere, um durch ein strenges Blutgericht die Sachsen zu schrecken und zum Gehorsam < zu zwingen. Zu Verden an der Aller ließ er an einem Tage 4500 Sachsen aburteilen und enthaupten. Doch noch eimnal versuchten die Sachsen unter ihrem heldenmütigen Widukind einen verzweiflungsvollen Kampf für ihren Glauben und ihre Unabhängigkeit;
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